Samstag, 1. März 2008

Internetcafés

Internetcafé | Foto: aboutpixel.de

Fünfzehn Minuten vom Nationalmuseum in Kairo entfernt sehe ich an einer Hausecke zwei Schilder: Internet. Ich habe gerade nichts Besseres zu tun. Der Magen ist mit Kushari* gefüllt und der Abend noch lang. Eine steile Treppe führt nach oben. Auf dem ersten Treppenabsatz lächelt mich rechts ein junger Mann freundlich an, links ein weiterer. Beide werben um mich, sie wollen mich als Kundin gewinnen, für das rechte oder das linke Etablissement. Einer ist so reizend wie der andere. Heute entscheide ich mich mal für rechts. Zwei verschachtelte Räume, enge Tische, viel genutzte Stühle und Tastaturen, die man nicht so furchtbar gerne berührt. Aber die Technik ist OK, die Geschwindigkeit auch. Im hellsten Neonlicht gucke ich nach Flügen, lese Zeitung und schreibe ein paar Mails. Die anderen könnten ohne die Hälse zu verdrehen mitlesen, so eng ist es hier. Aber die sind mit sich selbst beschäftigt. Die meisten sind Touristen wie ich, ein paar junge Ägypter sind auch hier. Ich finde es gemütlich.

Ein paar hundert Kilometer weiter südlich, in einem Internetcafé in Luxor haben sie wegen der Hitze je eine Wand von den Gehäusen der PCs entfernt. Während ich schreibe schaue ich auf die Innereien meines Computers. Kabel, Schalter und Platten sind mit einer feinen Schicht Staub bedeckt. Na ja, die werden hoffentlich wissen, was sie tun.

Auf Ometepe, Nicaragua, ist mein Lieblingsinternetcafé. Eigentlich ist es gar kein richtiges Café. Es ist ein kleiner Raum mit einem großen, hohen Tisch in der Mitte, vier Laptops, einem Kabel- und Kopfhörerwirrwarr drum herum und Schränken an den Wänden, in denen man seine Wertsachen einschließen kann. Bücher gibt es auch. Ich bin auf einer ehemaligen Hacienda von General Somoza, dem früheren Diktator dieses Landes. Heute ist die Hacienda ein Hostel, eines der am schönsten gelegenen meiner Reise. Ich packe ein paar dicke Schmöker auf den Stuhl, damit ich höher sitze und nehme Kontakt mit der Außenwelt auf. Später werde ich vor Vulkankulisse und Dschungelpflanzen ein Bad im größten und vielleicht auch schönsten See Mittelamerikas nehmen.

In wie vielen Internetcafés war ich in den letzten zwölf Monaten? Es müssen Dutzende gewesen sein. Keines ist wie das andere. Es gibt gute und schlechte, schöne und hässliche, teure und billige. Ein Café der De-Luxe-Klasse finde ich in einem nagelneuen, besseren Hotel auf Koh Kong, einer der 4000 Inseln im Mekong, kurz bevor der Fluss von Laos kommend Kambodscha erreicht. Drei todschicke Monitore auf drei todschicken, kleinen, schwarzen Tischen, Tastaturen und Mäuse ebenfalls elegant, Mini-PCs. Windows Vista und eine superschnelle Leitung. Man traut sich kaum, etwas anzufassen, man könnte ja Fingerabdrücke auf dem kostbaren Equipment hinterlassen. Der Preis nach knapp 15 Minuten ist entsprechend. Dafür bekommt man nebenan schon ein Mittagessen. Als ich gehe, komme ich mir vor wie ein armer Schlucker, der im falschen Stadtviertel herumläuft.

In Rach Gia im Mekongdelta muss ich lange suchen, bis ich ein Cybercafé finde, in dem man tatsächlich auch ins Internet kommt. Ich frage in drei Läden nach, bevor mich endlich jemand an einen Rechner lässt. Alle diese Cafés sind groß. Sie haben mindestens zwanzig Computer, und auf jedem Platz sitzt ein Jugendlicher. Aber diese Jungs (Mädels sehe ich keine) surfen nicht im Internet. Sie spielen Computerspiele. Laut und rüpelig gehen sie mit den Maschinen um. Eine andere Cyberwelt, nicht meine. Schließlich finde ich ein Café, das auch tatsächlich Zugang zum Internet ermöglicht. Ich setze mich ganz vorne hin, an den Rand. Die Jugend guckt kurz auf, dann gleich wieder weg. Vor einer Ohren betäubenden Geräuschkulisse erledige ich, was zu erledigen ist und fliehe - nicht ohne Minuten vorher mitgekriegt zu haben, dass ein paar Jungs in der anderen Ecke haarscharf an einer Schlägerei entlang geschrammt sind. Wie aufregend.

* Kushari: Gericht aus verschiedenen Nudelsorten, Linsen, Reis und Röstzwiebeln

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