Freitag, 14. März 2008

Afrika ist anders

Tansania. Auf der Fahrt nach Loliondo
Pole pole
Langsam, langsam. Nichts geht schnell hier, alles braucht seine Zeit. Vereinbart man mit jemandem einen Zeitpunkt, tut man gut daran, sich zu erkundigen, ob westliche oder afrikanische Zeit gemeint ist. Afrikanische Zeit ist dehnbar. Ein paar Stunden hin oder her spielen keine Rolle. Das muss man wissen, das muss man akzeptieren, sonst hält man es hier nicht aus. Akzeptiert man aber diesen ganz anderen Rhythmus, merkt man irgendwann: So geht es auch, und gar nicht mal schlecht. Man braucht die Dinge nicht erzwingen. Man muss sie nur kommen lassen.

Karibu
Willkommen. Jambo, Mambo, Habari. Das Kisuaheli hat viele Begrüßungsformeln, um Fremde willkommen zu heißen. Höfliche Worte stehen immer am Anfang einer Konversation. Man nimmt sich Zeit für den Fremden. Und auch der Fremde tut gut daran, nicht gleich mit der Tür ins Haus zu fallen. Selbst eine Frage nach dem Weg setzt ein Begrüßungsritual voraus, möchte man sein Gegenüber nicht brüskieren. Soviel Zeit muss sein. Wer Aufmerksamkeit fordert, kann wenigstens Respekt geben. Man wird mit Freundlichkeit belohnt.

Afrikanische Sonne
Nirgendwo ist die Sonne so aggressiv wie hier. Nirgendwo habe ich Sonnenstrahlen erlebt, die wie Brenngläser die Haut entzünden, die imstande sind, einen wie Säure zu verletzen. Wer sich nicht schützt ist verloren.

Afrikaner sind anders
Zehn Stunden auf einer Dhow, von Bagamoyo am Festland von Tansania nach Sansibar. Die Dhow in einem erbärmlichen Zustand; rauher Seegang. Sengende Sonne. Der Magen rebelliert. Nur flach liegen hilft. Meinem englischen Reisegefährten geht es nicht viel besser. Den elf Einheimischen scheint dies jedoch nichts auszumachen. Sie sitzen, schlafen, warten geduldig auf das Ende der Überfahrt. Zehn Stunden ohne Wasser, ohne Essen, ohne WC. Das kommt vor, das ist nichts besonderes für sie.

Ende der Welt
Massai
Wo ist das Ende der Welt? Ich bin sicher: Es liegt im afrikanischen Busch. Dort, wo es keine Straßen gibt, keinen Strom, keine Krankenhäuser. Dort, wo die Menschen von dem leben, was sie anbauen, von ihrem Vieh, von der Jagd. Dort sind die Menschen nur zögerlich bereit, Kompromisse mit dem modernen Leben einzugehen. Sie kleiden sich wie vor hunderten von Jahren, schmücken sich, wie sie es immer getan haben. Dort erlangt ein Krieger dadurch Ansehen, dass er Löwen tötet. Keine Nationalparkverwaltung wird ihn daran hindern können.

Sicherheit
ist ein Thema. Nirgendwo sieht man es einem so deutlich an, dass etwas zu holen ist. Die Hautfarbe verrät einen. Nirgendwo bin ich so oft von Einheimischen begleitet worden wie hier. Aus Sicherheitsgründen. Nie war mir das so willkommen. ‘Pocket men’, ‘mugging’ und ‘to escort’ sind Worte, die meinen aktiven englischen Wortschatz nun ergänzen.

Afrika macht süchtig
Schnell und gnadenlos. Mich hat es erwischt. Ich bin nun Junky.

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