Freitag, 11. Januar 2008

Schnell mal was essen

Kathedrale von Leon, Nicaragua
Gegrillte Banane, Gemüseteile, in Teig getunkt und mit Gefühl frittiert, Salat, eine Cola. Das ist mein Abendessen. Eine der Frauen am Stand reicht mir den Teller und die Colaflasche. Ich setze mich an einen der beiden Tische. Um mich herum sind Pfützen, es ist Regenzeit. Vor mir die schwärzliche Rückwand der Kathedrale. Ein paar Minuten später setzt sich Seth an meinen Tisch. Sein Teller sieht ähnlich aus wie meiner, aber er hat sich für Hühnchen entschieden. Wir beginnen eine Unterhaltung, es wäre unhöflich, nicht zu sprechen. Ein paar Eckdaten werden ausgetauscht: Woher, wohin, wie lange, warum. Er spricht das langsame, wohl geformte Englisch der Nordwestküste der USA. Ein Projekt seiner Universität hat ihn hierher geführt, nach Leon, Nicaragua. Wir sprechen über das Essen, das Wetter, über Umweltthemen. Früher, als Berufstaucher im Golf von Mexiko arbeitete er an Ölplattformen und nahm Wasserproben. Nun ist er dafür zu alt, aber das Interesse an Ökologie und Technik ist geblieben. Er hat eine These: Man kann den Menschen in Drittweltländern nur schwer vermitteln, dass Gewohnheiten, die sehr lange Zeit nützlich und sinnvoll waren, heute zu Problemen führen. Was sich früher zersetzte oder von den Tieren gefressen wurde, nachdem die Menschen es wegwarfen, hängt heute als Müll in den Stauden der Gewässer oder sickert giftig in das Erdreich ein. Wenn man also das Bewusstsein der Menschen nur schwer ändern kann, so meint er, dann sollte man den umgekehrten Weg gehen und die Materialien verbessern. Billige, biologisch abbaubare Stoffe sollten diejenigen ersetzen, die der Umwelt solche Probleme bereiten. Dann könnten die Menschen die Verpackungen ihrer Waren weiter gefahrlos fallen lassen, aus dem Fenster werfen oder verbrennen. Ein interessanter Gedanke. Ich ging schnell mal was essen. Und traf auf jemanden, der ein Ideal hat - und es lebt.

WiMa

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