Samstag, 16. Februar 2008

Etwas bleibt

Palmyra, Syrien
Was ich mitbringe von meinen Reisen? 'Einen Koffer voller Erinnerungen'. Nein, im ernst. Bestimmte Erinnerungen prägen sich für immer ein. Sie sind so schön, dass sie das ganze Leben lang bleiben, auch dann, wenn das Gedächtnis unzuverlässig wird und anfängt, einen zu betrügen. Palmyra ist für mich eine solche Erinnerung. Palmyra ist für mich Dauer, Sinn, Schönheit, Glück.
Ich mache mich klein, im Windschatten eines der Turmgräber, und schaue auf das riesige Ruinenfeld. Die wenigen Touristen, die diesen abgelegenen Ort im Osten Syriens besuchen, haben sich wegen des Sandsturms lieber in ihre Hotels zurückgezogen. Ich blicke auf beinahe 2000 Jahre alte Mauern, Bögen, Säulen, Fundamente. Im Geiste gehe durch Straßen, Gassen, Arkaden. Ich kaufe auf dem Markt ein und sehe den Handwerkern zu, wie sie die Stadt bauen, sie verschönern. Ich besuche das Theater, höre Melodien, die ich nicht kennen kann. Ich bin im Tempel des Baal und nehme an einem Ritual teil. Wenn ich keine Scheu vor großen Worten hätte, würde ich nun Ausdrücke wie 'erhaben', 'mystische Atmosphäre' oder 'Hauch der Geschichte' (zusammen mit 'anwehen') verwenden. Dieses unbeschreibliche, also nicht zu beschreibende und unglaublich gute Gefühl suche ich, wenn ich reise. Deswegen besuche ich Orte wie Petra, die Felsenstadt der Nabatäer in Jordanien, ägyptische Tempel oder eben Palmyra. Nur manchmal finde ich, was ich suche. Oft verhindern Lärm, Menschenmassen oder eine ungünstige Tageszeit, dass ich anderes fühle als Anstrengung, Müdigkeit, Durst oder Hitze. Oft kann ich die Umstände nicht beeinflussen, unter denen ich diese Kostbarkeiten sehe. Aber wenn es mir gelingt, mich zu entziehen, und sei es auch nur für Augenblicke, dann können diese ganz besonderen Momente entstehen. Und meine Reise hat sich gelohnt.

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